Erstklassige Zeugnisse, wertvolle Berufserfahrung und diverse Zusatzqualifikationen – nicht immer sind es die rationalen Faktoren, mit denen ein Bewerber bleibenden Eindruck im Vorstellungsgespräch hinterlässt. Personaler erinnern sich besonders häufig Kandidaten, die ihnen sympathisch waren.
Eine Stelle und hundert Bewerber. Der Personaler absolviert tagelang Vorstellungsgespräche im Akkord, die sich inhaltlich nicht wirklich unterscheiden und ausgerechnet die 45 Minuten mit Ihnen sollen ihm eindrucksvoll im Gedächtnis bleiben. Wie schaffen Sie das? Natürlich könnten Sie entspannt mit 30 Minuten Verspätung und in lässigem Freizeitlook aufkreuzen, dem Personaler kräftig auf die Schulter hauen und mit einem Blick in die Runde verkünden: „Na der Laden hier hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Aber jetzt bin ich ja da.“ Zweifelsohne gelänge Ihnen damit ein denkwürdiger Auftritt, der es mühelos unter die Top Five der Kantinengesprächsthemen schafft. Zielführend in Bezug auf den neuen Job wäre das Ganze jedoch nicht.
Inhaltsverzeichnis:
Sympathie ist das Geheimnis, das es Bewerbern erleichtert, Personalern in guter Erinnerung zu bleiben – auch wenn diese der Meinung sind, ihre Entscheidungen rein faktenbasiert und objektiv zu treffen. Zahlreiche Studien belegen, dass Sympathie bzw. Antipathie die Meinungsbildung und Entscheidungsfindung eines Menschen grundsätzlich beeinflussen. Das geschieht meist unbewusst, aber wer die Mechanismen versteht, kann mit seinem Verhalten ins Unbewusste seiner Mitmenschen funken.
„Ob uns jemand sympathisch ist, entscheiden wir oft nach dem ersten Eindruck. Hier entscheidet die Gesamtheit aus Mimik, Gestik, Sprache, Stimme. Diese Faktoren müssen zusammen ein stimmiges Bild ergeben, nur dann ist man authentisch, und das ist das entscheidende Kriterium für Sympathie“, sagt Medientrainer Christoph Münzer in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Versuchen Sie jetzt aber bitte nicht krampfhaft authentisch zu sein, um einen besonders sympathischen ersten Eindruck zu hinterlassen. Es reicht, wenn Sie folgendes beherzigen: Freuen Sie sich auf das Gespräch und die Erfahrungen, die Sie an diesem Tag machen werden. Nehmen Sie sich genügend Zeit, um entspannt aber pünktlich zum Termin zu erscheinen. Tragen Sie ein Outfit, das dem Anlass angemessen ist aber dennoch Ihre Persönlichkeit unterstreicht und in dem Sie sich wohlfühlen! Lächeln Sie!
Der gleiche Urlaubsort, die gleichen Hobbys, derselbe Lieblingsfilm – Gemeinsamkeiten sind ein Nährboden für Sympathie. „Besonders sympathisch sind uns in der Regel Menschen, die uns in ihrem Verhalten und Denken ähnlich sind. Das schafft Vertrauen“, bestätigt Münzer. Allerdings ist es nicht ratsam, dem Personaler gleich mit privaten Fragen auf die Pelle zu rücken, um etwaige Gemeinsamkeiten aufzustöbern. Sie können aber im Verlauf des Vorstellungsgesprächs aufmerksam auf die Meinungsäußerungen Ihrer Gesprächspartner achten und gleiche Ansichten kundtun. Aber bitte nur, wenn Sie diese auch wirklich vertreten. Ja-Sager und Mitläufer gewinnen keine Sympathiepunkte.
Sollten sich partout keine Gemeinsamkeiten finden lassen, gibt es noch einen anderen Trick. Wissenschaftler haben beobachtet, dass Menschen, die einer Meinung oder sich sympathisch sind, unbewusst Gesten und Körperbewegungen des jeweils anderen übernehmen. Diesen Mechanismus, das sogenannte „Spiegeln“, können Sie sich im Vorstellungsgespräch zu Nutze machen – aber bitte nur in Maßen! Lehnt sich Ihr Gesprächspartner im Stuhl zurück, können Sie nach einer kleinen Weile das Gleiche tun. Gestikuliert er mit den Händen, achten Sie ebenfalls auf eine offene Handhaltung und unterstreichen Sie Gesagtes mit leichten Bewegungen. Keinesfalls dürfen Sie jedoch den Eindruck erwecken, Ihr Gegenüber nachzuäffen. Für diese Übung brauchen Sie also viel Fingerspitzengefühl.
Immer dann, wenn Bewunderung oder Anerkennung gezollt wird, entsteht Sympathie. Idole finden wir sympathisch, weil sie etwas tun oder an sich haben, das wir bewundern. Nun ist es eher unwahrscheinlich, dass der Personaler Sie vor lauter Bewunderung um ein Autogramm bittet – am besten gleich auf dem neuen Arbeitsvertrag. Aber für kleine Wow-Momente können Sie durchaus sorgen. Zum Beispiel, indem Sie interessant erzählen und Ihre Zuhörer fesseln. Per se ist ein Lebenslauf kein dramaturgisches Meisterwerk. Indem Sie aber Erfahrungen, berufliche Begebenheiten oder Meilensteine einfließen lassen, die Sie ganz persönlich geprägt haben, werden Jahreszahlen lebendiger. Das kann ein besonders schwieriges Meeting gewesen, sein, das Sie mit Bravour geführt haben oder ein Projekt, für das Sie besonderes Lob ernten konnten. Übrigens: Interesse seitens des Bewerbers wird ebenfalls wohlwollend zur Kenntnis genommen. Fragen Sie bei Themen nach, die Sie interessieren und scheuen Sie sich nicht, einen eigenen Standpunkt zu vertreten! Auch das macht Sie sympathisch (und vielleicht unvergesslich).
Quellen: http://www.knigge.de/, http://www.sueddeutsche.de/karriere/sympathie-im-job-laecheln-reicht-nicht-1.79347
Bildquelle: © uzhursky– shutterstock.com